Jahresrückblick 2022 – Supervolatility

Der erste Monat von 2023 ist fast vorbei – aller höchste Eisenbahn ein kleines Update zu geben und einen Jahresrückblick zu wagen.

Das Jahr 2022 war turbulent, volatil und auf allen Ebenen verrückt. In meiner Wahrnehmung waren die Verschiebungen auf der Makro Ebene noch disruptiver als die Corona Jahre. Nicht nur der Krieg in der Ukraine, sondern vor allem das Bröckeln der Globalisierung und massiver Inflationsdruck. Die Unsicherheit ist hoch, grundsätzlich bin ich jedoch extrem optimistisch und bin mir sicher, dass die Menschheit gestärkt aus dieser Phase hervorgehen wird. Es wird für mich immer klarer, dass wir mitten in einem disruptiven Prozess sind, der als Ergebnis einen massiven Regime-Shift weg von der „alten Welt“ (niedrige Zinsen, Globalisierung, Dominanz des Westens und USD) hin zu einer „neuen Welt“ sein könnte. Ob dieser Prozess 2,3 oder 10 Jahre dauert und wie diese „neue Welt“ aussehen wird, oder ob die „alte Welt“ vielleicht sogar eine Renaissance erleben wird, lässt sich momentan natürlich nicht vorhersagen.

Was wir aber mit ziemlicher Sicherheit sagen können, dass wir kurz- und mittelfristig (nämlich für die Übergangsphase) in einem Regime gestiegener Volatilität sind. Höhere Unsicherheit/Volatilität hat einige Konsequenzen: steigende Zinsen (die Zukunft wird stärker abdiskontiert, da nicht vorhersagbar), geringere Investments in langfristige Projekte und nachhaltig steigende Kosten durch (vorübergehende) Deglobalisierung. Das hat natürlich auch massiven Impact auf alle Assetklassen.

Immobilien: vereinfacht gesagt, führen steigende Zinsen zu einem niedrigeren Wert von Immobilien. Wir haben vor allem in Deutschland über alle Lagen hinweg einen Rückgang der Transaktionswerte um 20-30% beobachten können. Zugegeben, sind die Immobilienwerte immer noch hoch und weit über den Preisen von 2019. Steigende Zinsen, Rohstoffpreise und Arbeitskosten sind natürlich schlecht für Fix-and-Flip Geschäftsmodelle und vor allem den Neubau. Mittel- bis langfristig bin ich überzeugt, dass vor allem die Investoren massiv profitieren werden, die sich extrem langfristige Zinsen um die 2% sichern konnten. Denn der gesunkene Neubau, gepaart mit der Massiven Einwanderung muss zu stark steigenden Mieten führen. Ich glaube, dass die Mieten steigen und der Wert der Immobilien auf dem aktuellen Niveau mehr oder weniger stagnieren wird. Steigende Mieten und niedrige, langfristige Zinsen führen zu extrem attraktiven Cash-Flows. Verlierer sind natürlich alle Immobilienbesitzer, die aktuell Refinanzieren oder große Sanierungen durchführen müssen.

Rohstoffe & Energie: auch hier führen die hohen Zinsen und gestiegenen Kosten zu mehr CAPEX Disziplin der Rohstoffproduzierenden Unternehmen. Das heißt, neue Vorkommen werden nur langsam – wenn überhaupt erschlossen, der Cashflow wird an die Aktionäre ausgeschüttet statt in Wachstum zu investieren. Hinzu kommt das Virtue-Signalling der ESG Elite, dass Rohstoffe und Energie „böse“ sind, was den Kapitalfluss in diesen Sektor zusätzlich verknappt. Die Folge ist natürlich, dass die Angebotsseite dieses vitalen Sektors nachhaltig verknappt wird. Eines muss klar sein: ein neues Kupfervorkommen benötigt viele Jahre um in Produktion zu gehen. Die Folgen des fehlenden Investments werden uns also sehr lange begleiten und lassen sich nicht in 1-2 Jahren ausmerzen. Gleichzeitig geht aber durch das Wirtschaftswachstum in Schwellenländern wie China und Indien die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen massiv nach oben. Auch der Ausbau von sogenannten Erneuerbaren Energien in den westlichen Industrienationen ist extrem Rohstoff intensiv! Kurzum, wir haben alle Zutaten für einen neuen Rohstoff Superzyklus.

(Wachstums-)Aktien: analog zu Immobilien führen steigende Zinsen zu einer Reduktion des Multiples. Das haben wir in 2022 schön gesehen. Steigende Kosten führen gleichzeitig zu einer Reduktion der Profitabilität. Das ist etwas, was wir vermutlich in 2023 sehen werden. Aus meiner Sicht ist die Zeit noch nicht gekommen Wachstumsaktien zu kaufen.

Für unser Vermögen war 2022 eine absolute Achterbahnfahrt. Die eingangs beschriebene Volatilität hat extrem zugeschlagen. Ein fantastischer Start in 2022 hat zu einem Rekordvermögen von EUR 1,45Mio geführt. Leider war ich sehr schlampig in meinem Risikomanagement und habe die Stopp-Loss Limits nicht nachgezogen, so dass ich im Sommer alle Gewinne und noch ein bisschen mehr wieder abgegeben habe. In Summe sind wir dennoch als „Millionär“ mit einem Vermögen von knapp EUR 1,05 Mio aus dem Jahr gegangen. Langfristig gesehen, sind wir also noch perfekt auf unserem Plan unterwegs.

Ich bin überzeugt, dass 2023 viele spannende Möglichkeiten bringen wird und habe mir fest vorgenommen härter und disziplinierter beim Risikomanagement zu sein.

Welche Themen interessieren euch – gibt es Topics über die ich einen detaillierten Artikel schreiben soll?

Euer,

Finanzr

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